Werthmannstraße 7-9

Geschichte

Vorwort zur Geschichte des Anwesens

Diese Dokumentation ist im Gedenken an Rechtsanwalt und Senator h.c. Dr. H.-H. Lang (1997†), Besitzer der Doppelvilla am Werderring 7/9 verfasst. Überblickt man das Leben Dr. Langs, erkennt man die frühe Zuwendung zur Stadt Freiburg, die ihm zur erfüllten Heimat werden sollte. Aufgewachsen in Braunschweig führte ihn das Studium der Rechte zur Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Hier gründete er 1964 sein Anwaltsbüro. Sein persönlicher Lebensweg ist von den schlimmen Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegsjahre geprägt. Unter diesem Eindruck unterstellte er sein Arbeitsleben dem Gemeinwohl als soziale Idee. In diesem Sinne führte er mit Gleichgesinnten die von Prof. Arnold Bergsträsser gegründete und nach ihm benannte wissenschaftliche Gesellschaft nach dessen Tode weiter. Sein anerkanntes Anwaltsbüro, seine umfassende fachliche Befähigung eröffneten ihm ein weites Feld aktiver Betätigungen. Seit 1966, der Gründungsphase der Universität Ulm, und bis zu seinem Tode stellte er sein Wissen und seinen fachlichen Rat dem Rektor und dem Senat über Jahrzehnte hinweg zur Verfügung. Sein Wirken für die „res publica“ war ein bestimmtes Leitmotiv für sein erfülltes Leben. In Anerkennung seiner Leistungen wurde ihm die Würde des Ehrensenators der Universität Ulm verliehen. Als Förderer der Wissenschaften engagierte sich Dr. Lang ebenso wie als Mitbegründer und Justitiar des Internationalen Instituts für wissenschaftliche Zusammenarbeit Schloss-Reisensburg, Stätte der Wissenschaftskommunikation. Dr. Langs private Interessen galten den Künsten, der Geschichte, insbesondere der Antike, sowie dem historisch geprägten Stadtbild Freiburgs. Hierfür fühlte er sich mitverantwortlich. Sein Beitrag in diesem Sinn kam mit dem Erwerb des Anwesens Werderring zum Ausdruck. Schon seit Mitte der 60er Jahre wurden die wertvollen Außenfassaden mit den Malereien und den plastischen Figurationen grundsaniert, ebenso konnten die Innenräume im historischen Kontext zurückgewonnen und neu aufgewertet werden. Das Regierungspräsidium würdigte diese aufwendigen Maßnahmen als vorbildliche Erhaltung eines Kulturdenkmals, das zur städtebaulichen Verschönerung des Werderrings beiträgt.

Zugleich aber war sich Senator Dr. Lang bewusst, dass mit der stilvollen Ausgestaltung des Hauses und seiner Lage im Stadtzentrum auch der Wert und das Ansehen des Anwaltsbüros gesteigert sein würde. In diesem Geist übernahm Frau Wiltrud Lang die Verwaltung der Doppelvilla Werderring 7/9. Durch Frau Lang ist sichergestellt, dass Ordnung und der gute Geist des Anwesens im Sinne von Dr. Lang fortbestehen. Die Freunde des Hauses Lang wünschen diesem gepflegten Baudenkmal eine langjährige, gute Zukunft. Freiburg im Februar 2005 Prof. Dr. h.c. Horst Linde Ehrensenator der Universität Freiburg.

Dr. jur.

Hans-Hermann Lang

Senator h.c.

Wirtschaftsprüfer,

Rechtsanwalt,

Fachanwalt für Steuerrecht

Geschichte

Das Haus Nr. 7 war zunächst im Besitz des Arztes Dr. August Burg. Er verkaufte das Anwesen nach der Jahrhundertwende an einen Rechtsanwalt, der etwa zwanzig Jahre Hauseigentümer war und den ersten Stock des Hauses bewohnte. Die Mieter des Erdgeschosses wechselten in dieser Zeit des Öfteren: Es handelte sich u.a. um einen Architekten, einen Arzt, einen Lehrer, einen Buchhändler sowie Stabsoffiziere. Die Erben des Hausbesitzers verkauften die Villenhälfte 1924 an die Handelskammer Freiburg, die ihre Geschäftszimmer dort unterhielt, ebenso wie der Arbeitgeberverband der südwestdeutschen Sägewerksbetriebe, der Verband der Metallindustriellen Badens und weitere Berufsverbände. Einige Jahre später erwarb der Schriftsteller und Lehrer Dr. Otto Hoerth das Haus, der die Räumlichkeiten für seine Privatschule nutzte. Über dreißig Jahre lang, von 1966 bis 1996, war der Rechtsanwalt Dr. H.-H. Lang Eigentümer des Hauses, in dem er seine Rechtsanwaltskanzlei führte.

Die andere Haushälfte war seit 1891 dreißig Jahre im Besitz eines Botanikers, der den ersten Stock des Hauses etwa 25 Jahre lang selbst bewohnte. Nach seinem Tod ging die Werderstraße 9 in den Besitz seiner Erben über. 1964 erwarb der Deutsche Caritasverband e.V. in Freiburg die Werderstraße 9, der bereits seit 1957 dort seine Büroräume für das Referat Arbeitsrecht und Suchdienst untergebracht hatte. 1971 wurde Dr. H.-H. Lang Eigentümer auch dieser Villenhälfte in der inzwischen in „Werderring“ umbenannten Straße. Hier wohnten, ähnlich wie in der anderen Haushälfte, einige Akademiker, außerdem eine Prokuristin, ein Kaufmann, ein Zollinspektor u.a.m. Die oberen Stockwerke vermietete Herr Dr. Lang vorwiegend an Studierende.

 

Erneuerung durch stilgerechte Renovierung

Als Dr. H.-H. Lang die Häuser 1966 und 1971 erwarb, befanden sich die historischen Gebäude – sowohl was die einst kunstvoll gestaltete Fassade als auch was die Innenräume betraf – in einem äußerst schlechten Zustand. Dies ist vermutlich weniger auf direkte Kriegsschäden zurückzuführen als vielmehr darauf, dass jahrzehntelang kaum grundlegende Renovierungsarbeiten vorgenommen worden waren. Dem Engagement und der Investition des Hauseigentümers Dr. H.-H. Lang ist es zu verdanken, dass dieses Artefakt der Gründerzeit das Stadtbild Freiburgs wie in früheren Zeiten wieder besonders bereichert. Die Renovierungsarbeiten nahmen mehrere Jahre in Anspruch. Zunächst konzentrierte man sich auf die Sanierung des Inneren der Häuser, danach wandte man sich der Fassade zu, wobei Wert gelegt wurde auf eine stilgerechte Renovierung. Die Fassade mit ihren Ornamenten verlangte dabei besondere Aufmerksamkeit. Das seit 1919 bestehende Dekorations- und Malermeisterfachgeschäft Robert Lipps widmete sich der Restaurierung der Malereien über den Balkonen. Es ist ihm gelungen, an der vielfach überstrichenen Fassade die alten Originalmalereien in ihrem Urzustand wieder hervorzuholen. Wie die Abbildungen zeigen, sind insbesondere auch die Treppenhäuser mit viel Liebe zum Detail gestaltet. 1978 wurden die äußerst gelungenen Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Das Regierungspräsidium Freiburg sprach dem Hauseigentümer für sein Engagement zur Erhaltung des Kulturdenkmals Dank aus. Die Doppelvilla hat insgesamt ca. 900 m² Grundfläche. Der Haupteingang beider Haushälften befindet sich an der Straßenseite, zwei weitere Eingänge sind von der Hofseite der Häuser zu betreten.

Expose Villa Lang

Ein Freiburger Kultur-Denkmal der Gründerzeit